Bericht vom 5. Motorrad-Reise-Treffen in Gieboldehausen, 31.8.-2.9.2001
Zur 5. Veranstaltung in Gieboldehausen trafen sich 350 reise-interessierte Motorradfahrer und sahen Berichte vom Feinsten und ein stark erweitertes Info-Angebot.
Ein kleines Jubiläum sollte es werden,
unser 5. Treffen für reiseinteressierte Motorradfahrer aus aller Welt. Deshalb musste im Zuge der Vorbereitunen diesmal auch einiges um- und neuorganisiert werden. Doch eines
steht fest: Das Treffen in Gieboldehausen ist eine sehr familiäre Zusammenkunft von Travellern und so soll es auch bleiben. 300 Teilnehmer, so hatten wir geschätzt, würden wohl
diesmal kommen; aber schon vier Wochen vor dem Treffen hatten sich sich ganz brav schon 350 schriftlich angemeldet. Über 100 Interessenten, die per E-Mail, Brief oder Telefon
angefragt hatten, mussten wir nach dem Anmeldeschluss enttäuschen. Sorry, aber wir haben nicht unbegrenzt Platz und es soll doch für alle noch gemütlich bleiben.
Fast alle waren am Freitagabend schon da; bis spät in die Nacht rollten Enduros, Tourer und Gespanne auf den Platz und die Zeltstadt wuchs im Lichtkegel der Taschenlampen. Über
100 Teilnehmer hatten sich zum ersten mal auf den Weg nach Gieboldehausen gemacht und wußten noch nicht, was sie erwartet: klappt das mit dem versprochenen Frühstück? – ein
Diasaal für 350 Zuschauer, gibt es hier so was wirklich?
Aber wie gesagt, unser Treffen scheint den Kinderschuhen entwachsen zu sein und wir (das sind die Organisatoren Wolfgang Simmert, simmert@gmx.de und Ralph Wüstefeld,
r.wuestefeld@gmx.de ) wußten, was auf uns zukommt. Der neue Diasaal befand sich gleich praktischer weise im Ort und war in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen; und so kamen die
meisten Biker auf Schusters Rappen daher, was dann auch die Auswahl der Getränke am Nachmittag entscheidend beeinflußte.
Um kurz nach 12 Uhr war am Samstag der Diasaal im Niedersachsenhof (niedersachsenhof@t-online.de) bis auf den letzten Platz gefüllt und man wartete mit Spannung auf das Programm
des Nachmittags. Simone und René Rösler (r.roesler@witzenmann.com) machten den Auftakt mit Bildern von ihrer Reise nach Madagaskar. So einige Hindernisse waren zu überwinden,
bevor sich ihnen die Schönheit der Insel offenbarte. Das Remsümé von Simone und René am Ende des Vortrags war eindeutig: Die Reise unseres Lebens, aber so schnell fahren wir da
nicht wieder hin!
Zwischen den Reiseberichten waren Pausen von ca. 45 Minuten eingeplant, damit die Teilnehmer auch reichlich Gelegenheit haben sollten, das stark erweiterte Ausstellerprogramm
(Auflistung und Kontakte am Ende) zu begutachten.
Es muss wohl sehr interessant gewesen sein, doch auch der Vortrag von Dirk Schäfer ( www.karawane-online.de ), der mit Diana Richarz den Jacobsweg in Nord-Spanien befuhr, fesselte die Zuschauer wieder an ihre Plätze. Was Dirk
präsentierte war Geschichtsunterricht in seiner besten Form, brilliant fotografiert und in eine Geschichte verpackt, die - wie zu erwarten war - wieder mit guten Gags gespickt
war. Am Ende wußte jeder, daß es auch in Europa noch abenteuerliches zu bereisen gibt und wo die Redensart vom „wahren Jakob“ ihren Anfang genommen hat.
Am Reisen zu zweit hatten auch Nicole Klingler und der Weltumfahrer Markus Schmidt (markusthegerman@hotmail.com) gefallen gefun-den, denn die beiden zeigten Dias von Ihrer Reise
durch Argentinien und Chile. Markus, der gelernte Fotograf hatte gleich eine komplette Überblendanlage mit Sound mitgebracht um die Special-Effects seiner Show richtig
rüberzubringen. „Im wesentlichen stand Rindfleisch auf der Speisekarte und zwar in erheblichen Mengen“, so erzählte Nicole und Markus verstärkte diesen Eindruck noch mit den
entsprechenden Bildern. Am Ende sind dann aber doch noch ein paar Kühe übriggeblieben um die Nahrungsmittelversorgung für spätere Reisen sicherzustellen.
Erstmalig, sozusagen als Versuchsballon, fanden mit freundlicher Unterstützung des „Tourenfahrer“ auch zwei Workshops als Ergänzungsprogramm am Samstagnachmittag statt. Als
Referenten hatten sich die beiden Buch-Autoren Andreas Hülsmann (Auszeit) und Klaus Demel (Einfach losfahren!) zur Verfügung gestellt. Während Andreas Hülsmann mit seinen 20
Teilnehmern hinter verdunkelten Fenstern das Thema Reisefotografie beleuchtete, verlegte Klaus Demel seine Gesprächsrunde zu Thema Reiseausrüstung auf den Rasen vor dem Hotel. Die
hochzufriedenen Gesichter der Teilnehmer sprachen für sich – die Workshop-Idee wird sicher fortgesetzt.
Wie verpacke ich eine 2,5 Jahre dauernde Australien-Reise in einem einstündigen Diavortrag? Diese Aufgabe hatte sich Rolf Henniges (rolf.henniges@gmx.de) gestellt und – wie sich
alle überzeugen konnten – mit Bravour gelöst. Von Highlight zu Highlight nahm er die Zuschauer mit und zeigte ein Australien, wie es sich wohl nur einem Motorradfahrer erschließt.
Gerade noch konnte er verhindern, daß ein paar Zuhörer von ihren Sitzen aufsprangen um ihre Motorräder spontan in den Flieger nach Melbourne zu verfrachten.
Zurück auf dem Grillplatz wartete schon wieder leckeres vom Grill und bei Outdoor Bratwurst und Bier wurden die Referenten der Reiseberichte nochmal richtig „ausgequetscht“.
Insgesamt war der Informationsgehalt des Treffens diesmal wirklich beachtlich; kein Land über das nicht ein Teilnehmer Insiderkenntnisse preiszugeben wusste. So vorbereitet kann
man die eigene Reise gut angehen. Das taten dann auch ein paar der Teilnehmer, indem sie das MRT als Startpunkt einer grossen Reise nahmen. Cris Addison aus Townsville,
Australien, beendete dagegen seine 3-jährige Weltreise offiziell am 2. September 2001 in Gieboldehausen.
Der TÜV-Mitarbeiter im blauen Kittel, der sonst immer nervöses Zucken bei Besitzern fernreisetauglich umgebauter Motorräder auslöst, war diesmal ganz harmlos. Im Gegenteil -
Markus Hesse vom TÜV-Nord hatte verstärkt durch einem Kollegen eine mobile TÜV-Abnahme-Station für die Teilnehmer des Treffens neben dem Grillplatz aufgebaut und versorgte die
„fälligen“ mit den begehrten Plaketten und andere mit nützlichen Tips. Die Tips vom TÜV gab es kostenlos, die Plaketten leider nicht.
Und weil ein Abend am Lagerfeuer immer zu kurz ist, wurde gleich die Nacht mit dran gehängt. Zum 5. Jubiläum hatten die Organisatoren die fünf Mann starke Rock-Cover-Band
„Gangbang“ ( www.gangbangrock.de ) mobilisiert. Zu später Stunde war dann zu beobachten, daß man (frau aber auch) mit schweren Cross-Stiefeln hervorragend abrocken
kann.
Nachdem auch die letzten Zugaben verklungen waren schob man sich am Lagerfeuer enger zusammen. Die Verabredungen dieser Nacht, sich auf Reisen zu treffen, warten darauf im
nächsten Jahr irgendwo auf der Welt eingelöst zu werden. „See you on the road!“ war dann auch ein typischer Gruß, mit dem sich neue und alte Freunde am nächsten Morgen nach dem
ausgiebigen Frühstück voneinander verabschiedeten.
Sicher, im nächsten Jahr sehen wir uns wieder in Gieboldehausen. Was auch sonst, denn die Gemeinde der reisenden Motorradfahrer hat mit den Füßen abgestimmt (oder besser gesagt,
mit den Rädern). Zu wenig Gelegenheiten gibt es, bei denen die Individualisten zusammenkommen um Erfahrungen auszutauschen und miteinander zu feiern. Die familiäre Atmosphäre soll
erhalten bleiben aber die Anforderungen der Teilnehmer haben sich in 5 Jahren stark verändert. Was Wolfgang und ich zu zweit begonnen haben, ist heute ohne eine ca. 15-köpfige
Helfertruppe, nicht mehr zu bewerkstelligen. Das alles sind Freundschaftsdienste und wir können uns nicht oft genug dafür bedanken. Es wird in Zukunft wesentlich von den
Teilnehmern abhängen, ob wir das MRT auch weiterhin wie bisher als „Low-Budget“-Veranstaltung aber mit hoher Qualität durchführen können.
Wer es bis zum nächsten Jahr nicht abwarten kann, kann auch im Internetforum www.domeus.de/forum/mrt mit anderen Teilnehmern des Treffens Kontakt halten, egal wo auf der Welt sie gerade tiefen Schlamm mit dem Hinterrad
umpflügen.
See you on the road!
Wolfgang Simmert
Ralph Wüstefeld
04.10.2001